Rheumatologie
„Rheuma“ (griechisch: rheo = ich fließe, kata = herab) bezeichnet ursprünglich in der antiken Säftelehre den Fluss des kalten Schleims aus dem Gehirn in die fernen Körperteile; eine fehlerhafte Zusammensetzung oder ein Stocken des Flusses führten nach diesen Vorstellungen zur Krankheit Rheuma mit Manifestationen in Gelenken und anderen Organen.
Im Volksmund werden fließende, reißende und ziehende Schmerzen am Bewegungsapparat, gleich welcher Ursache, als „Rheuma“ oder „Rheumatismus“ bezeichnet. Diese Terminologie wird einer wissenschaftlichen Nomenklatur nicht gerecht, da sie eine in Wirklichkeit nicht gegebene Krankheitseinheit bzw. ursächliche Gemeinsamkeit implizieren. „Rheuma“ ist weder eine Diagnose noch eine spezielle Krankheit, sondern eine sehr flexible, weitgespannte, nicht wissenschaftliche Zusammenfassung sehr vieler und sehr unterschiedlicher Erkrankungen.
Die „Internationale Klassifikation der Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes“ unterscheidet mittlerweile zwischen 200 bis 400 einzelne Erkrankungen, welche sich im Beschwerdebild, Verlauf und Prognose sehr unterscheiden. Derzeit teilen wir den so genannten rheumatischen Formenkreis in vier große Haupt- und viele Untergruppen sowie in einzelne Erkrankungen auf:
- Entzündlich-rheumatische Erkrankungen
- Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
- Rheumatische Erkrankungen der Weichteile (verschiedene Krankheitsbilder mit Symptomen wie Schmerzen im Bereich von Muskulatur und Sehnen, z.B. Fibromyalgie)
- Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden (pararheumatische Erkrankungen)
Die Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sind kaum zu überblicken und schwierig zu diagnostizieren – „Was man nicht klären kann, sieht man gern als Rheuma an“.
Zu den wichtigsten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zählen:
- Rheumatoide Arthritis
- Psoriasis-Arthritis
- Reaktive Arthritis
- Spondylarthropathien (z.B. Morbus Bechterew)
- Kollagenosen (z.B. Systemischer Lupus erythematodes, Systemische Sklerose, Sjögren-Syndrom, Dermatomyositis)
- Vaskulitis (z.B. Polymyalgia rheumatica, Arteriitis temporalis, Morbus Wegener)
- Stoffwechselerkrankungen (z.B. Gicht)